Meine Zeit im Paradies neigt sich dem Ende zu. Ich komme mir vor wie Alice im Wunderland…
Ich habe mich seit Jahren nicht mehr so frei gefühlt wie in den letzten vier Wochen: keine Verpflichtungen, keine Termine, kein Kalender, kein Nagellack, keine Wimperntusche, keine geföhnten Haare, nur eine Leinenhose, ein Leinenhemd, mein Laptop und meine Gedanken.
Es hat sich fast surreal angefühlt und doch unglaublich echt. Die Zeit ist in einer Art Traum oder Trance verflogen, vollkommen fokussiert auf mein Buch, im Hier und Jetzt, gleichzeitig in der Welt und in den Leben der fiktiven und realen Figuren, über die ich schreibe.
Ein langsamer Rhythmus, ganz dem italienischen Sommer angepasst. Es ist unglaublich heiß und das macht träge und müde. Gleichzeitig war in dieser Zeit in mir alles weich, offen, empfänglich.
Ich saß viele Stunden auf der Terrasse und habe gelauscht, geschnuppert, gefühlt, gespürt. Am schönsten war der Wind auf meiner Haut und dasRascheln der Blätter mit dem Sirren der Zikaden.
Diese Mischung aus Wärme, Licht und Düften war wie ein Balsam für meinen Körper und meine Seele.
Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn ich nur noch so leben würde, zurückgezogen in diesem kleinen italienischen Dorf, schreibend. Ich habe mich sehr, sehr nah bei mir selbst gefühlt in dieser Zeit.
Das Schreiben über Narzissmus, das Erinnern meiner eigenen Geschichte, hier zu sein in meiner Heimat, in meinem Elternhaus, hat auch sehr viele Erinnerungen und Emotionen hochgespült. Das war und ist nicht immer angenehm und dennoch ist es so wahr, so echt.
Auch hat mich überrascht, wie leicht es mir gefallen ist, zum Teil 6–8 Stunden am Tag zu schreiben, ohne Mühe, ohne Anstrengung. Abends fühle ich eine wohlige Müdigkeit, aber anders als die Erschöpfung, die ich oft spüre nach langen Tagen in der Praxis mit den realen Geschichten meiner Klienten.
Es fühlt sich so gut an, ich möchte nicht gehen. Ich möchte hierbleiben unter der Glyzinienlaube, mit dem Duft der Zypressen, dem Rauschen der Blätter, den Zikaden, den Grillen und dem Hund.
Ich möchte aus dem Wunderland nicht zurück in die Großstadt, in den Lärm, zu den vielen Menschen. Andererseits sind es gerade die berührenden Geschichten dieser Menschen, die ich in meinem Buch aufgeschrieben habe.
Vielleicht ist die Lösung das Pendeln zwischen den beiden Welten, ein Leben zwischen der Abgeschiedenheit, der Stille und Ruhe des Hügels hoch über dem See und den Anregungen der Großstadt, den Impulsen der echten Menschen, denen ich in meiner Arbeit begegne.
Ich brauche und will beides. Die Aufgabe ist nun, die Voraussetzungen dafür zu schaffen.