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Trauma, toxische Beziehung, Narzissmus: was hat unser autonomes Nervensystem damit zu tun?

Coaching

Im letzten Beitrag habe ich Euch von der Kraft der Stille, der Bedeutung von Sicherheit und von ein paar grundlegenden Begriffen zur Funktion unseres autonomen Nervensystems erzählt.

Heute möchte ich den Bogen zu Trauma, Narzissmus und toxischen Beziehungen schlagen: wie hängt unser autonomes Nervensystem (ANS) damit zusammen?

Unser autonomes Nervensystem ist unser persönlicher Beschützer, unser Bodyguard, der beste, den man sich vorstellen kann!
Denn das ANS nimmt über die so genannte Neurozeption alle Reize und Impulse von außen wahr, noch bevor wir sie bewusst wahrnehmen (das nämlich ist die Perzeption).

Da wir von Natur aus und seit Millionen Jahren auf Überleben gepolt sind, scannt unser Nervensystem immer alle Reize und Impulse nach Gefahren ab.

Wenn ich mich sicher fühle, bin ich in einem Zustand von Entspanntheit und von Verbundenheit mit anderen.
Wenn mein System Gefahr wittert, aktiviert es das sympathische Nervensystem und ich bereite mich auf Kampf oder Flucht vor.

Wenn mein System aber Lebensgefahr wittert, begibt es sich in einen Zustand von Immobilisierung oder Kollaps und schützt uns so vor dem Tod. In diesem Fall fährt unser System einfach alle nicht lebensnotwendigen Funktionen runter. Das ist ein Grund, weshalb sich Menschen, die (schwere) Traumata erlebt haben, oft gar nicht erinnern können. 

Wenn wir zur Welt kommen, ist unser Nervensystem noch nicht ausgereift. Besonders der Teil, der für die Beruhigung und die Selbstregulation verantwortlich ist, entwickelt sich erst später, insbesondere durch die Co-regulation, die wir durch unsere Bezugspersonen erfahren.

Und hier liegt der Hase im Pfeffer:
Wenn wir in unseren frühen Entwicklungsjahren nicht eine sichere Bindung erleben, wenn wir nicht erleben, durch unsere Bezugspersonen Co-reguliert zu werden, beruhigt, gehalten, getröstet zu werden, besteht die Gefahr eines sog. Entwicklungstraumas. Wir beginnen unbewusst alternative Strategien zu entwickeln, um gesehen und geliebt zu werden. 

Ich werde nicht meiner selbst willen geliebt, sondern weil ich besonders lieb, anpassungsfähig, hübsch, leistungsorientiert, stark, taff, tapfer bin und so weiter.

Und das ist vermutlich die Grundlage für die Entwicklung narzisstischer Persönlichkeitsstrukturen.
Das ist auch der Nährboden für spätere toxische Beziehungen, in denen ich verzweifelt nach Anerkennung und Liebe suche, jedoch meinem Partner*in immer falsche Signale sende. Zum Beispiel durch Klammern oder Zurückweisung, weil ich keine wahre Nähe ertragen kann, bzw. sie gar nicht kenne.

So gerät ein Mensch in einen ewigen Strudel aus fight, flight, fawn (people pleasing) oder freeze: ich bin immer in Hab-Acht-Stellung. Ich bin immer wachsam. Mein autonomes Nervensystem spürt immer überall Gefahr. Ich bin ständig aktiviert. Ich komme nie wirklich zur Ruhe.

Viele Menschen glauben, abends vorm Fernseher tiefenentspannt zu sein. In Wirklichkeit sind sie lediglich immobilisiert, in einem Zustand vollkommener emotionaler Abgetrenntheit, ohne es jedoch zu wissen. 

Diese Zustände manifestieren sich oft durch ständige Erschöpfung, Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder gar Gereiztheit, Wutausbrüche und diffuse körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Verdauungsstörungen.

Wenn wir verstehen, wie unser autonomes Nervensystem funktioniert, sind wir in der Lage uns zu regulieren.
 
Es ist magisch, versprochen!

Und noch ein wundervolles Gespräch mit Jens Corssen über das Lieben im Podcast Gefühls Echt mit Kat Magnussen und Zisa Trautmann.

Nur in Sicherheit und liebevoller Verbundenheit mit uns selbst können wir andere lieben. 
Hört unbedingt dieses kluge, humorvolle, warme Gespräch ( klick) mit dem großartigen Psychologen und Autor Jens Corssen.

Sein Buch „Lieben – warum das größte aller Gefühle in Wahrheit eine Haltung ist“ gehört zu meinen absoluten Lieblingslektüren.

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