Über Angst habe ich bereits in mehreren Newslettern geschrieben, da es eins meiner großen Lebensthemen ist.
Ich möchte es heute noch einmal aufgreifen, weil die Themen, die uns derzeit mit Angst überfluten können, so zahlreich sind: Inflation, Rezession, Krieg, Klimakatastrophen, drohende Kälte im Winter.
Wo wir nur hinschauen, überall potentielle „Angstherde“.
Ein Artikel des Neurologen und Parkinsonspezialisten Prof. Dr. Lars Wojtecki hat mich dazu erneut angeregt.
Es gibt zwei Arten von Angst: die archaische Angst die entsteht, wenn der Säbelzahntiger vor uns steht: unsere Amygdala, der Mandelkern tief in unserem Gehirn, wird aktiviert und defensive uralte archaische Verhaltensprogramme werden automatisch abgespult: fight flight freeze.
Die andere Angst ist die sog. Erwartungsangst, die den längeren Weg geht und zwar über den präfrontalen Kortex: wenn wir an die Entwicklung der Inflation, das Frieren im Winter denken, kommt nicht die archaische Angstreaktion, sondern der längere Weg der Angst, der zuerst über das Denken im präfrontalen Kortex entsteht und erst später in die Amygdala geht. Wir gleichen Erinnerungen und Erfahrungen ab und gehen nicht gleich in den fight flight freeze Modus.
Wir können aber nur dann mit Angst gut umgehen, wenn wir Erinnerungen und Erfahrungen gemacht haben, die uns zu Bewältigungsstrategien verholfen haben.
Und nun kommen wir zum Problem: die meisten von uns haben zwar Bilder von frieren im Winter oder eine Idee von Inflation aus der Geschichte im Kopf, aber aus den aktuell lebenden Generationen gibt es wenige, die dies selbst erfahren haben.
Dadurch kommt es zu einer Ambiguität und damit ist der Mangel an Informationen über die Wahrscheinlichkeit eines Zustandes oder das Eintreten eines Ereignisses gemeint, so Dr. Lars Wojtecki.
Was wir entwickeln müssen ist eine Ambiguitätstoleranz, sprich eine Toleranz für Vieldeutigkeit, eine Toleranz für Möglichkeiten: es könnte sein, dass wir in diesem Winter frieren werden, es könnte aber auch sein, dass wir nicht frieren werden; es kann sein, dass auf die Inflation eine Rezession folgt, es kann auch sein, dass diese abgewendet wird.
Wie können wir Angst generell entgegenwirken?
Wenn wir in einen Monitoring Prozess gehen: abschätzen von Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten und in die Selbstreflexion gehen, können wir beurteilen und uns unserer eigenen Unsicherheiten bewusstwerden. Dieser Prozess gelingt allerdings nur, wenn unser Gehirn ausreichend Dopamin produziert. Dopamin ist unser Glücks- und Belohnungsbotenstoff, verantwortlich nicht nur für die Beweglichkeit des Körpers, sondern auch für die Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit des Geistes.
Was können wir tun, um unser natürliches Dopamin Level zu steigern?
Das gelingt z. B. durch das Trainieren von Stressresistenz und Resilienz.
Und das bewirkt Ambiguitätstoleranz dadurch, dass wir Widersprüche, Dilemmata und Selbstreflexion ausdrücken, sie mitteilen und uns mit anderen darüber austauschen.
Unsere sieben Säulen der Resilienz sind Selbstwirksamkeit, Verantwortung, Netzwerk, Zukunftsplanung, Lösungsorientierung, Akzeptanz und Zuversicht.
Mein Appell ist: lasst uns diese sieben Säulen stärken und trainieren, das macht uns robuster, vielleicht auch gegen Kälte und gegen Angst sowieso.
Ich trainiere meine Ambiguitätstoleranz im Moment insbesondere durch Selbstwirksamkeit und Zukunftsplanung.
Ein weiterer Baustein von Selbstwirksamkeit sind für mich die Podcasts und hier möchte ich Euch sehr meinen neuen ans Herz legen, als Gast bei Annett Schaper im „Code of Creativity“ in dem es mal nicht um Narzissmus geht, sondern darum, warum Abhängigkeit vom Therapeuten gut ist, was Therapie mit kochen zu tun hat und vieles mehr. Wir hatten so einen Spaß! Ich möchte von Herzen Stephanie Salziger von Salziger Selektion für die genussvolle Vernetzung danken!
Und nun wünsche ich Euch viel Spaß bei der Suche nach „Dopaminerzeugungsstrategien“ und freue mich auf Eure Erfolgsmeldungen dazu!