Was ist jetzt wichtig?

Über Loyalität und Treue

Coaching

In der Arbeit mit Paaren geht es ständig um Werte: meine Werte, Deine Werte, Missverständnisse, Verletzungen, Missachtung oder mangelnde Akzeptanz der Werte, rote Flaggen. Das führt dann zu dem, was Klienten meistens „Kommunikationsprobleme“ nennen, die aber in Wirklichkeit nichts Anderes sind als verletzte Werte und unerfüllte Bedürfnisse.

In den letzten Tagen habe ich mich mit den Werten Loyalität und Treue befasst. Was ist wichtiger: Loyalität oder Treue? Geht das eine ohne das andere? Was unterscheidet die beiden Werte?

Loyalität ist eine Haltung, Treue ist ein Versprechen.

Ich kann meinen Partner betrügen, fremdgehen, eine Affäre haben und trotzdem loyal sein, was bedeutet zu meinem Partner zu stehen, nicht schlecht oder negativ über ihn anderen gegenüber zu sprechen, präsent, verbindlich, verlässlich zu sein, meinen Partner vor anderen verteidigen, loyal eben, dennoch nicht treu. 

Der Duden verwendet als Synonyme zu Loyalität Respekt, Anständigkeit, Ehrenhaftigkeit und Redlichkeit.

Treue wird als Synonym von Anhänglichkeit, Hingabe, Ergebenheit beschrieben.

Für mich ist Loyalität eine Haltung zu jemandem oder zu etwas, eine Entscheidung, die ich treffe in Bezug auf eine Person oder einer Sache, selbst wenn ich den Wert des Gegenübers nicht zu 100 % teile; dennoch ist mir der Mensch so wichtig (oder die Sache). Loyalität ist etwas Unausgesprochenes, ich schließe keinen Pakt.

Treue ist ein Versprechen, sie drückt die Bindung zu jemandem oder etwas aus und wird meist durch ein materielles Symbol ausgedrückt oder einer Handlung wie ein Treueschwur.

Und wie ist es eigentlich mit der Treue sich selbst gegenüber? Ich stehe zu meinen Werten, zu meinen Neigungen, zu meiner Vergangenheit. Um mir selbst treu zu sein, muss ich manchmal dem anderen gegenüber untreu sein. Ist Euch das schon mal passiert?

Tatsächlich wird Treue im Sprachgebrauch meistens auf die sexuelle Exklusivität in der Paarbeziehung im Sinne der Monogamie bezogen. 

Ich habe hierzu ein interessantes Gespräch mit einem Freund geführt, der polyamor lebt. Polyamorie bedeutet: einvernehmliche Liebesbeziehungen zwischen mehr als zwei Partnern. Treue und Loyalität gibt es auch in der Polyamorie. Es gibt aber keine Exklusivität und das ist tatsächlich das Thema der meisten Menschen: das Bedürfnis nach Exklusivität verbunden mit einem (vermeintlichem) Gefühl von Sicherheit.

Der Grundsatz der Polyamorie ist das Mehren der Liebe. Wenn ich Liebe gebe, verdoppelt sich diese. Das kennen alle Eltern! Wir können zehn Kinder haben und alle intensivst lieben, ihnen treu und loyal sein. Aber diese elterliche Liebe gibt es dann nicht mehr exklusiv, da sie sich auf mehrere Kinder verteilt. Ist das ein Nachteil? Nein.

Aber wozu brauchen wir diese Exklusivität so dringend?

Ist das, weil wir ansonsten in einem Meer von Austauschbarkeit versinken? In einer Welt, in der alles austauschbar scheint, in der es die Qual der Wahl gibt, bei allem, in dem es alles im Überfluss gibt (potentielle Partner durch Dating Apps, Kleidung, Essen, Freunde über Social Media) brauchen wir in der Liebe diese eine Exklusivität, um uns sicher zu fühlen, um unsere Angst zu bekämpfen?

Vermutlich….

Was ist für Euch wichtiger? Die Exklusivität? Die Loyalität? Oder die Treue? Und in welchen Beziehungen? Ist Euch die Treue Eures Partners wichtiger als seine Loyalität und ist Euch die Loyalität Eurer besten Freundin wichtiger als ihre Treue? Darf Eurer Partner andere Frauen/Männer haben? Darf Eure beste Freundin/Freund andere Freundinnen haben?

Wo beginnt der Loyalitätsbruch, der Treuebruch, der Verrat? Wie wäre es, wenn wir mit unserem Partner Loyalität aushandeln könnten bis das der Tod uns scheidet, unabhängig von der Treue? Und meinen wir mit Treue nicht eigentlich in der Beziehung immer die sexuelle Treue?

Ich habe in den letzten Jahren hunderte von Paaren begleitet: ihre Zweifel, ihre Ambiguität, ihre Ambivalenzen, ihren Schmerz gehört, beobachtet, geteilt und frage mich immer öfter, ob für ein glückliches Leben nicht die Loyalität weit vor der Treue stehen müsste, ob wir nicht möglicherweise glücklicher wären, wenn wir das Treuegelübde, vor allem das sexuelle, aufgeben würden, zu Gunsten eines Konzeptes von Loyalität, von Verlässlichkeit und letztendlich von Sicherheit.

Das, was wir Menschen brauchen, darüber habe ich schon oft geschrieben, ist die Balance zwischen Autonomie und Bindung, das Gleichgewicht zwischen unserer Entfaltung und der Sicherheit in Beziehungen, der Sicherheit gesehen, angenommen und geliebt zu werden für das, was wir sind und wie wir sind.

Das ist für mich Loyalität und Loyalität bedeutet Sicherheit. Ist Treue dafür unbedingt erforderlich?

Ich freue mich auf Eure Gedanken und Rückmeldungen zu Loyalität, Treue und Exklusivität und wünsche Euch frohe Ostertage.

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